Nach den «Babyboomern» in den 1960er-Jahren und der Generation X sowie Y ist es inzwischen die Generation Z, die sich politisch und wirtschaftlich bemerkbar macht. Für die Branche ist es wichtig, zu erkennen, wie diese neue Generation funktioniert und welche Bedürfnisse und Ideen sie mitbringt. Daher erhielt die Generation Z am gut besuchten Kadertag Gebäudetechnik (KTGT) 2022 einen besonderen Stellenwert.
Anschliessend an die Begrüssungs- und Einführungsworte von Timo Alber, Präsident von ProKlima, sowie Moderator Michael Sokoll eröffnete Reto Largo, Geschäftsführer NEST an der Empa, die Vortragsreihe. Er betonte, dass wir im Leben zirka 400 Tonnen Baumaterial verbrauchen, und bis 2050 jeden Monat ein New York gebaut wird. Da auch beim Abfall das Bauwesen den grössten Anteil liefert, ist es wichtig, mit dem Material sorgsam umzugehen. Das Kernprinzip ist die oft zitierte Kreislaufwirtschaft.
Obwohl heute das Thema Sanierung im Zentrum steht, geht Largo einen Schritt weiter. Beim Bauen sei längerfristig zu denken. Vorgefertigte Bauteile gilt es so zu installieren, dass ein einfacher Rückbau oder Umbau möglich ist. Mit neuen Verfahrenstechniken kann heute direkt viel Material eingespart werden (kognitive, selbstlernende Systeme, Smart Optimized Engineering). Auch gilt es, nicht mehr gebrauchte Komponenten, z.B. Klimageräte, an neuen Standorten wieder einzusetzen. Largo empfiehlt den Unternehmen, Synergien zu erkennen. Er betonte auch, dass sich die Wahrnehmung und das Kaufverhalten der Bauherren verändern werden, und zeigte dies mit konkreten Beispielen auf.
prSIA 382/1 – Neuerungen und neue Ansätze
Beim Einstieg verdeutlichte David Burkhardt, Projektleiter bei Aicher De Martin Zweng AG, den Aufbau des Normenwesens und machte das Publikum darauf aufmerksam, dass die Einhaltung einer Norm freiwillig sei. Wenn allerdings die Norm als Basis in einem Vertrag festgelegt wird oder der Gesetzgeber diese aufnimmt, wird diese verbindlich. Da die neue prSIA 382/1 nicht nur das «Was» und «Wie», sondern auch das «Warum» beleuchtet, generiert die Norm einen zusätzlichen Nutzen. Integriert ist auch die bereits in der Energieeffizienzverordnung enthaltene Ökodesign-Richtlinie. Mit einer umfassenden Analyse wurden auch die Anforderungen an die spezifische Ventilatorleistung grundlegend überarbeitet. Berücksichtigt wird neu auch der Automatisierungsgrad, der einen Einfluss auf die Optimierung beinhaltet. Mit verschiedenen Klassierungen gibt die prSIA 382/1 dem Planer und dem Bauherrn die Freiheit, die passende Lösung zu definieren. Diese neue Norm, die umfassender und differenzierter sein wird, ist ein echtes Handwerkzeug für die Planung, so Burkhardt. Die prSIA 382/1 ist in der Vernehmlassung. Zu einer Stellungnahme sind alle eingeladen:
Zur Norm SIA 382/1: Vernehmlassung
Der Normentwurf prSIA 382/1 «Mechanische Lüftung in Gebäuden – Grundlagen und Anforderungen» kann seit Ende November 2022 unter www.sia.ch/vernehmlassung heruntergeladen und mit dem offiziellen Formular des SIA kommentiert werden.
Die Vernehmlassung läuft bis Anfang Februar 2023 und steht jeder Person bzw. Institution offen. Änderungswünsche müssen neben einer Begründung auch einen Verbesserungsvorschlag enthalten.
Trends im Schweizer Bau- und Immobilienmarkt
Schon fast traditionell am Event ist das Referat von Wüest Partner: Robert Weinert, Leiter Immo-Monitoring bei Wüest Partner, bezeichnete trotz dem Anstieg der Zinsen den Immobilienmarkt nach wie vor als attraktiv. Das Wachstum der Bevölkerung sorgt zudem für einen zusätzlichen Wohnungsbedarf. Der Trend zu Wohneigentum ist wieder rückläufig. Die Nachfrage nach Büroflächen ist immer noch hoch. Gestiegen ist der Anspruch an die Qualität und den Ausbaustandard von Büros. Das Bewusstsein für die Ökologie und Nachhaltigkeit ist auch als starker Trend in der Bauwirtschaft zu spüren. So wird Holz als Baustoff zulegen, auch wenn seine Ressourcen natürlich begrenzt sind.
Diskussion «Design – Bid – Build» vs. «Bid – Design – Build»
Nach dem Impulsreferat von Markus Mettler, Halter AG, zur integrierten Projektabwicklung wurde das Thema unter der Moderation von Dani Ménard durch Maik Neuhaus, Geschäftsführer Gesamtleistungen Halter, Hannes Pichler, Head of Real Estate Management EMPA, Peter Pfiffner, Pfiffner AG, Daniel Bührer, Geschäftsführer 3-Plan Haustechnik, und Christian Rufer, Geschäftsführer RC Klimatechnik, diskutiert. Die Aussage, dass ein Erfolg nur gemeinsam möglich ist, überraschte dabei nicht. Die verschiedenen Interessen machen es jedoch nach wie vor schwierig, diesen gemeinsamen Weg zu beschreiten. Das Podium hatte nicht zum Ziel, Lösungen zu finden. Vielmehr ging es um die Sensibilisierung dieses Themas. Die angeregten Gespräche beim Mittagessen zeigten, dass hier ein echtes Bedürfnis besteht.
Ein Blick durch die virtuelle Brille
Auch wenn die virtuelle Brille seit einiger Zeit ein Publikumsmagnet bei Ausstellungen ist, hat sie sich in der Praxis noch nicht durchgesetzt. HSLU-Professorin Nathaly Tschanz beleuchtete mit praxisorientierten Studienberichten, wie die virtuelle Welt mithelfen kann, die Planung exakter und effizienter zu gestalten. Zu unterscheiden sind Virtual Reality VR und Mixed Reality MR. Die Endvision ist der sogenannte digitale Zwilling, der die zukünftige Ausführung virtuell vorlebt. Besseres Projektverständnis, das Bilden von Varianten, die frühzeitige Fehlererkennung und die Kommunikation auf Augenhöhe bilden die Potentiale dieser Technik.
Die HSLU-Professorin räumte ein, dass für den endgültigen Durchbruch die volle Praxistauglichkeit noch nicht gegeben ist. Technische Hürden in Form von Störgrössen, das Handling, die Datensicherheit und auch das fehlende digitale Know-how seien Punkte, die es noch zu erarbeiten gelte. Wie bei allen Innovationen ist es jedoch wichtig, dass man sich informiert und mit dieser Thematik beschäftigt.
Die Generation Z tickt anders ... wie?
Als Einstieg seines Vortrags präsentierte Jo Dietrich, Co Founder ZEAM, seinen digitalen Zwilling. Er machte deutlich, wie die Generation Z denkt und funktioniert. Nachfolgend einige seiner Aussagen:
«Alles, was vor 1995 passierte, kennen wir nicht.» Und: «Alles, was nicht einfach ist, nervt mich.» Und: «Ein Leben ohne Internet kennen wir nicht.» Junge probieren aus, Ältere seien festgefahren, so Dietrich: «Sich in der virtuellen Welt zu bewegen, gehört zu unserer Realität. Seit jeher war mein Credo, dass man digital und kreativ oder arbeitslos sein wird, da uns von klein auf immer gesagt wurde, dass einmal die Maschinen alles übernehmen würden.»
Durchschnittlich 3 Stunden pro Wochentag und 5 an Samstagen und Sonntagen ist die Generation Z online. Anhand einer aktuellen Studie zeigte Dietrich die Werte auf, welche für die Gen Z in Zusammenhang mit der Arbeitswelt im Vordergrund stehen. Die Ausbildung steht dabei vor dem Gehalt. Von zentraler Bedeutung sind die Gestaltung des Arbeitsplatzes, die interne Wertschätzung und die externe Ausstrahlung «Brand» einer Firma.
Da die Gen Z die Voraussetzung mitbringe, in kurzer Zeit eine hohe Leistung zu erbringen, so Dietrich, gelte es, Leistung und Präsenzzeit klar zu trennen. «Gleiches gilt für die Kompetenz, die nicht zwingend mit dem Alter zusammenhängt», glaubt der ZEAM-Co-Founder. Dass die Arbeitsplatzsicherheit und Altersvorsorge wichtige Komponenten für die Gen Z sind, zeigt auch, dass sich die Gen Z aktiv mit den gesellschaftlichen Problemen auseinandersetzt.
Wetterextreme nicht gleich Klimawandel
Für das finale Feuerwerk sorgte Thomas Bucheli, der aufzeigte, dass Wetterextreme nicht zwingend etwas mit dem Klimawandel zu tun haben. Der Meteorologe und Redaktionsleiter von Meteo SRF entführte die KTGT-Teilnehmer in die spannende Welt des Wetters und begeisterte mit seinem Schwung. Er zeigte auf, wie Luftströmungen und Wasserströme unser Wetter beeinflussen. Bucheli erklärte einleuchtend, dass nicht jedes Unwetter direkt mit dem Klimawandel zu begründen ist. Dass eine globale Erwärmung stattfindet, sei dabei allerdings unbestritten, sagte Bucheli. Bezüglich der Wetterprognosen betonte er, dass eine mehr oder weniger zuverlässige Prognose – anders als es die Amerikaner zum Teil machen – für maximal 5 Tage möglich ist. Mit der abschliessenden Prognose für das Wetter rund um Baden beschloss er seine interessanten Ausführungen.
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