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Bild: zVg.

Wenn Technik auf Kultur trifft

Automatisierung und Digitalisierung ist heute in den unterschiedlichsten Branchen und Unternehmen gefragt, ob im Theater, in der Brauerei oder im Fussballstadion. Das zeigte uns eine Reise nach Salzburg.

Wie wir hautnah miterlebt haben, sind die Festspiele in Salzburg der ideale Ort für alle Kunst- und Kulturliebhaber. Für die Organisation und den reibungslosen Betrieb spielt aber die Gebäudetechnik hinter den Kulissen der Salzburger Festspiele eine wesentliche Rolle. Dafür sind u. a. die Siemens Smart Infrastructure für Gebäudeautomation, Beschallungssysteme, Inspizientenpulte, Brandmeldetechnik, Zutrittskontrolle und Evakuierungssystem verantwortlich.

Wohlfühlfaktor Raumklima

Massgeblich für eine perfekte Performance der Künstlerinnen und Künstler sowie den Komfort des Publikums ist aber auch die Klimaregelung mit präziser Steuerung der Innentemperatur und der Luftfeuchtigkeit in den Festspielhäusern. Dabei hat Siemens einen geheimen Verbündeten: Den Almkanal und dessen Verzweigungen, die unter der Stadt verlaufen. Unterhalb des Grossen Festspielhauses wird das kalte Wasser umgeleitet und verwendet, um die Temperatur im Saal auf 23 Grad und die Feuchtigkeit auf 55 Prozent zu regulieren. Für Künstlerinnen und Künstler ist das enorm wichtig: So können sich bei nicht konstanter Luftfeuchtigkeit, die Instrumente verstimmen. Das Gebäudeautomationssystem steuert auch das Ventilationssystem, welches leise und fortlaufend klimatisierte Frischluft in die Säle pumpt. Mit der dazugehörigen Managementstation können alle Systeme mit ihren mehr als 6000 Datenpunkten überwacht werden, wobei die Station die kleinste Störung oder Abweichung von den definierten Werten meldet.

Akustik

Die Festspielhäuser verfügen über eine Raumakustik, die für die unverstärkt stattfindenden Aufführungen der Salzburger Festspiele besonders wichtig ist. Dennoch gibt es auch in der Klassik immer wieder Situationen, die eine Verstärkung der Akustik im Publikumsbereich erfordern. Daher wurden Beschallungssysteme inklusive aller benötigten Komponenten sowohl im Bühnen- als auch im Publikumsbereich installiert. Dabei sorgen computergesteuerte Lautsprecher und Equalizer dafür, dass jeder Zuhörer im Publikum den Ton in der gleichen Qualität hört. Das System überwacht sich dabei selbst – jede Störung wird automatisch an das Personal gemeldet. Mithilfe der Inspizientenpulte, welche Siemens speziell für die Festspielhäuser konstruiert und installiert hat, kann der Bühnenmanager – auch Inspizient genannt – das komplette Bühnengeschehen überwachen, Darsteller aufrufen oder Lichtsignale geben.

Die Bedienoberfläche bietet dabei nicht nur Tasten, sondern auch einen Touchscreen. Darüber hinaus können die Inspizienten die Funktionen der unterschiedlichen Tasten individuell anpassen und so die Reaktion auf herausfordernde Situationen im Laufe einer Vorstellung beschleunigen. Tritt plötzlich ein Notfall ein, können die Inspizienten und Behördenvertreter eine Evakuierung über die öffentliche Lautsprecheranlage anordnen und die entsprechenden Einsatzkräfte kontaktieren. Im Haus für Mozart und in der Felsenreitschule sind zu diesem Zweck mehr als 300 Lautsprecherkreise installiert. Im Grossen Festspielhaus wird die Anlage inklusive Inspizientenpult derzeit modernisiert und wird schlussendlich rund 260 Lautsprecherkreise aufweisen.

Sicherheit auf allen Ebenen

Aber auch ein effektiver Brandschutz darf bei den Festspielen nicht fehlen. Dabei besteht das Branderkennungssystem aus drei Kernsystemen mit rund 2800 installierten Detektoren. Damit ist eine schnelle und zuverlässige Branderkennung möglich, die die Sicherheit von Personal und Besuchern gewährleistet. Das Zutrittssystem von Siemens ermöglicht ausserdem die Ausstellung von rund 7000 fälschungssicheren Ausweiskarten pro Festspielsaison.

 

Automatisierung in der Brauerei

Die grösste österreichische Privatbrauerei setzt neben dem Untersberger Wasser für ihre Stiegl-Biere und Stiegl-Pferdekutschen auch auf Automatisierung und Digitalisierung, denn Firmen der Brauindustrie stehen heute einer Vielzahl an Herausforderungen gegenüber. Der Weg, die Bierherstellung flexibler und wirtschaftlicher zu gestalten, führt denn auch über eine durchgängige Digitalisierung der Brauanlage – und zwar entlang der gesamten Wertschöpfungskette: Vom Warenein- und ausgang über die Produktion bis zur unternehmerischen Ressourcenplanung. Wenn alle Prozesse optimal ineinandergreifen und alle Anlagenteile zuverlässig miteinander kommunizieren, steigt auch die Flexibilität und die Kosten werden gesenkt.

Nicht nur bei der Wahl der Zutaten kommt für die Privatbrauerei Stiegl ausschliesslich Topqualität infrage. Auch die technische Umsetzung des Brauprozesses muss den Ansprüchen des Salzburger Unternehmens genügen. Daher pflegt Stiegl eine langjährige Partnerschaft mit Siemens. Was mit einfachsten Siemens-Komponenten wie Elektromotoren begann, wurde ab den 1970er-Jahren mit komplexeren Steuerungen zur Automatisierung der Produktionsprozesse fortgeführt. Auch bei der Umstellung des Sudhauses auf eine neue, massgeschneiderte Automatisierungslösung setzte Stiegl auf die Kompetenz und auf ein neues massgeschneidertes Automatisierungssystem von Siemens. Basierend auf der Siemens-Simatic S7-Technologie und der Software WinCC wurde das Sudhaus der Stieglbrauerei zu Salzburg durchgehend digitalisiert. Die Inbetriebnahme erfolgte im Mai 2015 – rund drei Monate vor dem geplanten Termin – innerhalb eines Wochenendes und seither verläuft der Betrieb ohne Unterbrechungen. Dieser nahtlose Übergang war für Stiegl von enormer Bedeutung, da das Sudhaus pro Jahr lediglich zwei Wochen für Wartungen und Überholungen stillsteht. Zu den technischen Herausforderungen zählte neben dem engen Zeitfenster während der Umstellung unter anderem, auch die Prozesse des alten Systems zu erfassen und umzuprogrammieren.

Bierbrauen bleibt Handarbeit

Durch die Digitalisierung können sämtliche Prozesse in den verschiedenen Bereichen wie Sudhaus, Gär-, Lager- und Spezialitätenkeller optimal gesteuert und visualisiert werden. Kern des Systems ist eine einfache und effektive Rezeptsteuerung. Diese gibt dem Braumeister die Möglichkeit, sämtliche Rezepte individuell zusammenzustellen und flexibel anzupassen. Die Qualität kann damit noch genauer gesteuert und die typischen Geschmacksnoten der Biere können dadurch hervorgehoben werden. Dennoch bleibt Bierbrauen in Österreichs grösster Privatbrauerei Handarbeit, allerdings durch modernste Technik unterstützt. «Das hilft uns zum Beispiel, natürliche Rohstoffschwankungen auszugleichen und eine konstant hohe Qualität zu erzielen», erläuterte Stiegl-Chefbraumeister Christian Pöpperl, der die Umstellung auf das neue Automatisierungssystem verantwortete, während der Brauereibesichtigung die Vorteile des digitalisierten Brauhauses. Durch die technologische Weiterentwicklung würden die Braumeister allerdings merken, so Pöpperl weiter, dass sie plötzlich wieder Zeit hätten, sich mit dem zu beschäftigen, was eigentlich ihre Leidenschaft ist: dem Austüfteln neuer Rezepte.

Sicherheit im Fussballstadion

Aber auch die Sicherheit in einem Fussballstadion muss stets gewährleistet sein, wenn beispielsweise in der Red Bull Arena in Salzburg die Fussballerherzen höherschlagen – um genau zu sein, über 30 000 pro Spiel. So viele Menschen können nämlich in den Heimspielen des FC Red Bull Salzburg mitfiebern – mehr Zuschauer fasst in Österreich nur das Ernst-Happel-Stadion im Wiener Prater. Während die Red Bull Arena zwischen 2001 und 2003 erbaut wurde und zunächst Platz für 18250 Zuschauende bot, wurde sie nach der Übernahme des Vereins durch Red Bull im Jahr 2005 in Red Bull Arena umbenannt. Im Jahre 2006 begannen dann die Bauarbeiten zum Ausbau des Stadions auf eine für die in Österreich stattfindende Europameisterschaft geeignete Kapazität.

Die Eigentümerin des Stadions hat daraufhin Siemens Smart Infrastructure beauftragt, ein «Rundum-sorglos»-Sicherheitspaket zu installieren. Dem Wunsch wurde entsprochen und die Arena mit modernster Technik ausgestattet. Dazu zählen insgesamt über 1100 automatische und nichtautomatische Brandmelder, die die verschiedensten Bereiche der Arena überwachen. So viele sind bei der Grösse des Stadions notwendig: Immerhin beträgt die Grundfläche des Gebäudes 28 800 Quadratmeter – über vier Geschosse.

Multifunktionell im Ton

Über rund 640 Lautsprecher werden Brandfallmeldungen, Evakuierungsanweisungen, aber natürlich auch Meldungen zur Beruhigung und Entwarnung durchgesagt. Die Beschallungsanlage erfüllt so hohe sicherheitstechnische Anforderungen, dass sie als Evakuierungsanlage genutzt werden kann. Natürlich können auch andere Sprachmeldungen, wie etwa der Aufruf von Personen oder Hintergrundmusik, eingespielt werden. Die Informationen werden priorisiert, das heisst, dass eine Brandmeldedurchsage immer Vorrang vor Meldungen hat, die nicht so wichtig sind. Das System ist live-tauglich und damit auch für Moderationen, Präsentationen oder eine hochwertige Musikwiedergabe geeignet. Der Einfluss von unterschiedlichen Besucherzahlen auf das Beschallungsergebnis ist stark reduziert und eine Anpassung der Beschallung im Betrieb an unterschiedliche Veranstaltungsverhältnisse möglich. Und das ist in der Red Bull Arena auch notwendig, immerhin dient sie nicht nur als Fussballstadion, hier fanden auch schon Konzerte oder sogar Motocross-Veranstaltungen statt.

System für jede Grössenordnung

Die vielseitige Nutzung stellt dementsprechend hohe Anforderungen an die Gebäudesicherheit – sowohl funktional als auch punkto Verfügbarkeit. In der Red Bull Arena Salzburg wird daher laufend modernisiert und vergrössert, wie beispielsweise 2021 mit dem Ausbau des VIP-Clubs. Dieser wurde erweitert, zusammen mit der Innenbeschallung und der Brandmeldeanlage von Siemens. Das gesamte Signalmanagement erfolgt durch ein digitales, ethernetbasierendes Audionetzwerk. Der dezentrale Netzwerkaufbau ermöglicht zudem sehr einfach einen grossräumigen, gebäudeübergreifenden Ausbau des Systems. Die installierte Videoüberwachung ist so präzise, dass sie die über 30 000 Zuschauer ansteuern und jedes einzelne Gesicht erkennen und erkennbar machen kann. 45 Kameras sind dafür mit Infrarot, 36-fachem optischem Motorzoom und sogar 16-fachem Digitalzoom ausgestattet. Die Videoanlage ist prozessorgesteuert und über Datenschnittstellen mit verschiedenen Anlagen in der Arena vernetzt. Der dezentrale Netzwerkaufbau ermöglicht zudem sehr einfach eine grossräumige, gebäudeübergreifende Vernetzung des Systems.

Vor dem Stadion befinden sich über 2000 Parkplätze für alle Fans, die nicht öffentlich zu den Spielen kommen. Damit auch hier nichts passiert, überwacht eine professionelle Videoanlage neben dem Innen- auch den Aussenbereich. Die Polizei behält jederzeit den Überblick und kann schnell reagieren – im Live-, Archiv- und Konfigurationsmodus. Die Red Bull Arena hat sich in den letzten Jahren zu einer echten Heimfestung entwickelt und ist für viele Fans zu einem zweiten Zuhause geworden – in dem sich alle sicher fühlen können.