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Expertentagung bei Nussbaum sehr gut besucht

Die Expertentagung bei der R. Nussbaum AG in Trimbach hat sehr guten Anklang gefunden. Zahlreiche Fachleute aus der Branche liessen sich vor Ort zum Thema «Auswirkungen des verdichteten Bauens auf die Trinkwasserverteilung» aus erster Hand informieren. Auch die Netzwerkpflege und der Austausch von Fachwissen standen ganz im Vordergrund der gelungenen Veranstaltung.>

Für die Expertentagung bei der R. Nussbaum AG in Trimbach hatten sich zahlreiche Sanitärplaner, Fachlehrer und Verbandsverantwortliche angemeldet, um sich über die Herausforderungen für die Branche beim Bau von Grossobjekten auszutauschen und neue Denkansätze zu diskutieren. Roy Nussbaum, Delegierter des Verwaltungsrates, freute sich, so viele Teilnehmer an der Veranstaltung im Kundenhaus Optinauta begrüssen zu dürfen.

Bis zu 220 Milliarden Bakterien in einem Duschschlauch
Mit einem Haupt- und fünf Kurzreferaten über Trinkwassergüte, Warmwasseraufbereitung, Feinver-teilung sowie Inbetriebnahme wurde die Basis für einen angeregten Erfahrungs- und Meinungsaustausch gelegt.
Stefan Kötzsch, Eawag, Abteilung Umweltmikrobiologie, erläuterte die wissenschaftliche Seite der Bakterienbildung in Trinkwasserverteilsystemen und betonte, wie wichtig die Qualität der verwendeten Materialien, die richtigen Temperaturen und die Vermeidung von Stagnation sind. Wichtig sei, so Kötzsch, darauf zu achten, biologisch stabiles Wasser zu erreichen. Er verdeutlichte aber auch: Nicht unbedingt die komplexen, weitläufigen Installationssysteme bieten den besten Nährboden für Bakterienbefall, sondern die letzten Zentimeter in Dusch- und Flexschläuchen, die sich bisher oft der Zertifizierung entziehen.
Der Fachmann für Mikrobiologie betonte, wie schlecht die Materialität der heutigen Schläuche für die Verwendung mit warmem Wasser geeignet ist: «Wir haben die Industrie schon vermehrt darauf aufmerksam gemacht, andere Materialien zu verwenden, da sich in einem neuen Schlauch bereits nach 2 Wochen ein rege besiedelter Biofilm entwickelt. Nach unseren Berechnungen sind in Schläuchen von 180 cm schon Mengen von 220 Mia. Bakterien nachgewiesen worden.»
Kötzsch warnte aber vor Übertreibungen, denn die meisten davon seien für den Menschen nicht gefährlich – «wir dürfen nicht vergessen, jeder Mensch ist ein wandelndes Bakterien-Universum» – aber es können auch weniger angenehme Arten darunter sein. Der Eawag-Experte erwähnte Beispiele, wo ganze Familien wegen verseuchter bzw. schlecht installierter Schläuche krank geworden sind. Deshalb sei Prävention an der richtigen Stelle besonders wichtig. Es gibt in dieser Hinsicht bereits einige wenige zertifizierte Schläuche.
Patrik Zeiter, Leiter Grundlagen, Werkstoffe, Schutzrechte bei Nussbaum, zeigte in dieser Hinsicht geeignete Lösungsansätze des Unternehmens auf. «Wenn alles richtig gemacht wird – Materialien, Stagnationsthematik, Temperatur – muss im Normalfall nicht gespült werden», meinte Zeiter.

Vielschichtiges Thema Warmwasseraufbereitung
Zu den Themen Warmwasseraufbereitung, Feinverteilung sowie Inbetriebnahme und Übergabe im Grossobjekt äusserten sich drei Sanitärplaner: Michele Guglielmo, Mitinhaber GRP Ingenieure AG, Rotkreuz, befasste sich mit der dezentralen Warmwasseraufbereitung. Seine Überlegungen boten guten Gesprächsstoff für die spätere Podiumsdiskussion mit den Referenten. «Die Thematik ist nicht einfach», sagte Guglielmo, «ich habe mich viel mit Legionellen und Temperaturen befasst. Man sagt, ab 60°C erledigt sich das Problem von selber und alle Legionellen sind abgetötet – doch neuste Grundlagenforschungen haben ergeben, dass sie vielleicht auch bei höheren Temperaturen noch überleben.» Guglielmo machte auch auf den Zwiespalt aufmerksam, dass wegen der geforderten Energieeffizienz die Temperaturen eigentlich gesenkt werden sollten, die Hygieneaspekte aber höhere Temperaturen verlangten.
«Das Thema, wie viel Temperatur verträgt der Mensch, hat mich immer wieder beschäftigt», erklärte der Sanitärplaner. «Schon ab 45°C wird‘s ungemütlich für unsere Haut und es kommt zu Schädigungen. Ich bin für neue Wege in der Warmwasseraufbereitung, doch weniger Technik ist manchmal mehr.»

Gestiegene Komfortansprüche erschweren vieles
Erich Ott, Leiter Sanitärplanung Ernst Basler + Partner AG, Zürich, ortete eine Erschwerung von Feinverteilungen in den gestiegenen Komfortansprüchen und den grosszügigen Wohnungslayouts mit ihren vielen, auch weit aus-einander liegenden Verbrauchern. «Die Auslegung der Trinkwasserverteilung und die Wahl der Installationsmethode – Einzelzapfstellen, T-Stück etc. – sind daher vermehrt objektspezifisch zu lösen», meinte der erfahrene Sanitärplaner. Ott gestattete sich die Frage, wie viel sanitärer Komfort der Mensch denn überhaupt brauche.

Verantwortung der Planer im Fokus
Roni Hess, Gechäftsleitungsmitglied Enerconom AG, Solothurn, appellierte schliesslich an das Verantwortungsbewusstsein seiner Berufskollegen – «die Planungsbüros sind hier gefordert» – und plädierte für eine systematische Spülung, Prüfung und Inbetriebnahme von Installationssystemen, inklusive Protokoll. «Ich bin für saubere Protokolle, damit die Verantwortlichkeiten genau geregelt sind.»
Dies werde leider viel zu wenig konsequent gemacht, so Hess, sei aber gerade in Grossobjekten mit Stagnationszeiten von mehreren Wochen, wenn nicht Monaten, umso wichtiger. Die entsprechenden Hilfsmittel seien schliesslich in Form von Normen (SIA 385/1+2, W3) heute schon vorhanden.
Auch in diesem Bereich wurden anschliessend Lösungsansätze durch Nussbaum, vorgetragen durch Urs Bobst, Leiter innovation & Partner, den Veranstaltungsteilnehmern nähergebracht. «Gute Werkstoffe und geeignete Installationskonzepte – ohne Installa-tionsfehler – sind das A und O für die Trinkwassergüte», so Bobst.

Engagierte Voten in der Diskussion
Die anschliessende Podiumsdiskussion mit den Referenten unter Einbezug des Publikums, moderiert von Andreas Stettler, ask Kommunikation, Olten, erbrachte weitere interessante Gesichtspunkte. Eifrig ergriffen die Tagungsteilnehmer das Wort, um die Referenten nach Ratschlägen zu fragen und um eigene Erkenntnisse beizusteuern: Wird die Warmwassererzeugung weiterhin zentral oder künftig dezentral erfolgen? Wie oft soll gespült werden (W3 vs. DIN)? Wo und wie soll gedämmt werden? Sind Warm- und Kaltwasser zu trennen? Wären niedrigere Ausstosstemperaturen zu verantworten? Wie lassen sich Energiesparen und steigende sanitäre Ansprüche vereinbaren? Die Wortmeldungen sowie engagierten Voten aus dem Publikum steuerten viel Erhellendes zur Thematik der Nussbaum-Expertentagung bei.

Fazit der Expertentagung
Als Fazit der interessanten Veranstaltung bei Nussbaum wurde festgehalten:

  • Entscheidend für die biologische Stabilität sind die Rohwasserqualität der Wasserversorgung, ein intaktes und gut unterhaltenes Verteilnetz sowie der Einsatz von hochwertigen, zertifizierten Materialien und Installationssystemen in Gebäuden. In grossen Gebäuden wird auch die ungewollte Erwärmung von Kaltwasser zunehmend als Problemzone erkannt.
  • Grundlage für die Aufbereitung und Verteilung von Warmwasser in Gebäuden bilden die SIA-Normen 385/1 und 385/2 sowie die W3. Bei Grossobjekten besteht Innovationspotential bezüglich der zentralen beziehungsweise dezentralen Aufbereitung und Speicherung von Warmwasser sowie der Warmhaltung der Verteilleitungen.
  • Die Ausstosszeiten für Warmwasser nach SIA 385 sind mit dem Einzelzapfstellen-System und warm gehaltenem Verteiler am sichersten zu erreichen. Beim Einzel- zapfstellen-System sind auch Druck- und Temperaturschwankungen am geringsten.
  • Die Erstbefüllung trägt massgeblich zur Einhaltung der Hygiene bei und gewinnt mit zunehmender Grösse und Komplexität von Bauprojekten an Wichtigkeit. Die Zuständigkeiten für die Prüfung und Inbetriebnahme sind im Vorfeld klar und schriftlich zu regeln.

Bei Grossobjekten werden die Themen Trinkwassergüte, Warmwasseraufbereitung, Konzepte der Feinverteilung und klare Vorgehensweisen für Prüfung und Inbetriebnahme auch in Zukunft aktuell bleiben.

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