Konferenz der Gebäudetechnik-Verbände tagte in Hinwil

An der Plenarversammlung der Konferenz der Gebäudetechnik Verbände (KGTV) bei der Belimo Automation AG in Hinwil vor dem Jahreswechsel wurden weitere wichtige Themen erörtert. Belimo-CEO Lars von der Haegen brachte seine Ideen zur konkreten Umsetzung der Energiewende in der Wirtschaft den Versammlungsteilnehmern nahe. Annalise Eggimann, Direktorin Innosuisse, zeigte die Möglichkeiten der Innovationsförderung in der Gebäudetechnik auf.>

Die Plenarversammlung 2018 der Konferenz der Gebäudetechnik-Verbände (KGTV) vor dem Jahreswechsel fand bei der Belimo Automation AG in Hinwil statt. Präsident Jürg Grossen, Nationalrat GLP, hiess die Mitglieder willkommen und betonte einmal mehr die Vorteile des Projekts Smart Grid Ready: «Unsere Vision ist, dass Smart Grid Ready ein weit verbreitetes, anerkanntes und bewährtes Qualitätslabel für die smart kommunizierende Energieversorgung der Zukunft wird. Der Kunde steht im Mittelpunkt mit all seinen Bedürfnissen an seine zukünftige Energieversorgung. Von der Eigenproduktion und Speicherung über die Mobilität bis zur Waschmaschine.» Dazu müsse er nur eins wissen: Es gibt ein Label, das ihm auf den ersten Blick die kompatiblen smarten Produkte zeigt, die zu seinem Smart Grid Ready Communicator passen. Damit soll er grösstmögliche Investitionssicherheit erhalten.

Entscheidende Rolle des Schweizer Energiegesetzes

Grossen verwies auch auf die entscheidende Rolle des neuen Schweizer Energiegesetzes: Seit 2018 können benachbarte Parzellen zu einem ZEV (Zusammenschluss Eigenverbrauch) zusammengeführt werden. Das bedeutet unter anderem: nur ein Stromzähler zum EW, günstiger Netzanschluss, Wegfall der Zählermiete, liberale Gestaltung, Investitionsmöglichkeiten, neue Flexibilitäten und Autonomiegrade, eigenes Microgrid und neue Betriebskonzepte. «Unser Ziel ist es, die Energiewelt der Zukunft für alle verständlich, sicher und smarter zu machen» so der Präsident. «Am Ende soll es ein Label geben, das für diese Zukunft steht und ganz einfach kommuniziert.»

Innovationsförderung in der Gebäudetechnik

Annalise Eggimann, Direktorin Innosuisse (ehemals KTI), referierte zu den Möglichkeiten der Innovationsförderung in der Gebäudetechnik: « Die Aufgabe von Innosuisse ist es, die wissenschaftsbasierte Innovation im Interesse von Wirtschaft und Gesellschaft zu fördern – in allen Disziplinen, die an den Hochschulforschungsstätten vertreten sind.» Innosuisse verfügt über ein jährliches Förderbudget von rund 200 Mio. Franken. Der grösste Teil davon fliesst in die Förderung von Innovationsprojekten. «Wir brauchen Innovationen für die Schweiz von morgen», betonte Eggimann. «Dabei ist die Innovationsförderung in der Gebäudetechnik besonders wichtig.»

Innosuisse fördert vor allem wissenschaftsbasierte Innovationsprojekte zwischen Unternehmen und Forschungspartnern. Beiden Seiten werden flexible Einstiegsmöglichkeiten geboten. Eggimann nannte bestimmte Qualitätskriterien und Anforderungen, die Gesuche zu erfüllen haben:

  • Wertschöpfung und Nachhaltigkeit in der Schweiz: Beeinflusst die Umsetzung der Forschungsergebnisse auf dem Markt die Wettbewerbssituation des Unternehmens nachhaltig positiv?
  • Innovationsgrad: Ist der wissenschaftliche und wirtschaftliche Ansatz neuartig?
  • Methodische Qualität: Beurteilung der Qualität des Projektaufbaus, z.B. quantitative Ziele und Meilensteine.
  • Kompetenzen der Projektpartner für Durchführung und Kapazitäten für Umsetzung. 

Von den 2018 bisher rund 150 zugesprochenen Projekten weisen laut Eggimann 15 Projekte einen relevanten Bezug zur Gebäudetechnik auf. Als Beispiele nannte sie:

  • neue Modelle zur digitalen Transformation im industrialisierten Holzbau
  • Tool Aufstockung energetische Sanierung,
  • Erhalt und die erneute Nutzung von historisch wertvollen Gebäuden
  • Entrauchungsmassnahmen in Gebäuden beim Brandfall
  • Simulation und Modellreduktion für Erdreichaktivierung durch gebäude-technische Energiesysteme
  • dezentrale Abwasserklärung

Energiewende konkret

Lars von der Haegen, CEO der Automation AG, sprach zur «Energiewende konkret» und machte die Umsetzung in der Wirtschaft plausibel: «Wir sind seit 34 Jahren in der Gebäudetechnik und wissen, was wir tun. Und wir orientieren uns nicht an Mitbewerbern, sondern an den Kunden. Unseren Lösungsvorsprung halten wir dank 60 Planerberatern.» Er zeigte anhand von Applikationen aus dem Fundus des Unternehmens anschauliche Beispiele: «Es ist von Vorteil, immer zu wissen, wohin die Energie fliesst.» Von der Haegen wies darauf hin, dass Nachhaltigkeit dank Produkten mit hohem Anwendungsnutzen viel bringt:

  • 15 % Energieeinsparung
  • 23,5 Millionen Liter weniger Wasser im HLK-Kreislauf befördert (jährlich)
  • gewünschte Raumtemperaturen können wieder erreicht werden

«Wir sind sehr stolz, dass wir am Markt erfolgreich sind», sagte der CEO. Von der Haegen zeigte den optimierten Raumkomfort am Beispiel des Hongqiao SunnyWorld Center, Shanghai, das mit imposanter Architektur von Sir Norman Foster + Partners glänzt. Erreicht wurde das Nachhaltigkeitslabel LEED-Platin vergleichbar mit dem chinesischen Zertifikat «Three Star Green Building». 2300 druckunabhängige Zonenventile aus der Produktfamilie Belimo ZoneTight sind im Gebäude im Einsatz, garantieren ein behagliches Raumklima und sorgen für einen signifikant verringerten Energieaufwand.

Lars von der Haegen wies auch auf die soziale Verantwortung und die nachhaltige Personalpolitik in einem Unternehmen hin und erinnerte daran, dass wir auch als Stimmbürger zuweilen gefordert sind: «Die Energiesteuer wurde zwar 2015 mit 92 % abgelehnt, aber bei meinen Auslandaufenthalten werde ich in Diskussionen immer wieder darauf hingewiesen, dass nur solche Massnahmen sinnvoll sind, um die Herausforderungen der Zukunft zu schaffen.» 

Berichte der verschiedenen Dossiers

Im Dossier Politik informierte Stephan Peterhans, GF FWS, zum Stand der Umsetzung MuKEn 2014 (in Kantonen) und den Stellungnahmen KGTV zu den kantonalen Energiegesetzen sowie zur Revision des CO2-Gesetzes. «Bei den kantonalen Energiegesetzen wird es in den nächsten zwei Jahren sehr viel Arbeit in den Kantonen geben», meinte Peterhans.

Markus Weber, Stv. CEO Amstein + Walthert AG, Zürich, erinnerte im Dossier Wirtschaft daran, dass 1 % der Bauteil-Flächen pro Jahr energetisch saniert werden, aber 66 % aller alten Ölheizungen und 85 % aller alter Gasheizungen wieder mit gleichen neuen ersetzt würden: «Das müssen wir uns bei unseren Anstrengungen bewusst sein. Unsere Projekte myEnergyGuide – der digitale Energieberater, EEG Plattform – Aktionsplan Zürich sowie Smart Grid Ready sollen da Gegensteuer geben. Die Vorteile der Digitalisierung – Vernetzung aller mit allem – sollten für die Gebäudeeffizienz noch intensiver genutzt werden.»

Martin Bänninger, Geschäftsführer SVLW, brachte wichtige Inputs zur Bildung in der KGTV und Michael Sattler referierte im Dossier Forschung zur Plattform Brenet. Brenet versteht sich als Plattform, an die sich Industrie, Gewerbe, Planende und Behörden, zu den Themen Nachhaltiges Bauen, Quartierentwicklung, Gebäudetechnik und Erneuerbare Energien wenden können. «Das Dossier Forschung», so Sattler, «sucht den Kontakt zu den Forschungsverantwortlichen der Verbände. Die Projekte müssen aus der Industrie kommen.»

Im Dossier Behörden gab Alfred Freitag, Präsident SVLW, einen ausführlichen Abriss über die Entwicklungen bei den Merkblättern zu den Mustervorschriften der Kantone im Energiebereich. Zum Merkblatt Warmhaltebänder an Sanitär-Anlagen informierte Milo Tettamanti, Präsident VSSH, die KGTV-Versammlungsrunde. Die Merkblätter dienen zur Wissensvermittlung für die Planung, Installation und Ausführungskontrolle und sollen bei den Zielen von EnergieSchweiz mithelfen. Der energieeffiziente Betrieb von gebäudetechnischen Anlagen steht dabei im Fokus.

Cleantech-Innovationen

Zum Abschluss der KGTV-Plenarversammlung sprach Karin Söderström vom Bundesamt für Energie zum Thema «Cleantech-Innovationen: Chancen für die Gebäudetechnik». Am Beispiel der Photovoltaik schilderte sie, was sich alles geändert hat und wo wir heute stehen. Sie gab auch einen Überblick über wichtige laufende P+D-Projekte. Als Hauptkriterien bei Projekten haben zu gelten:

  • müssen innovativ sein
  • stimmen mit der Energiepolitik des Bundes überein
  • dienen der sparsamen und rationellen Energieverwendung und/oder erneuerbaren Energien
  • weisen ein hohes Anwendungspotential auf
  • Mehrwert liegt in der Schweiz (Wertschöpfung und Know-how-Aufbau) 

Pilotprojekte (P) sollen der technischen Systemerprobung dienen. Sie werden in einem Massstab realisiert, der die Bestimmung wissenschaftlicher, technischer, wirtschaftlicher oder gesellschaftlicher Daten erlaubt, die im Laborversuch nicht gewonnen werden können. Demonstrationsprojekte (D) sind für die Markterprobung. Sie werden im Massstab 1:1 realisiert und ermöglichen eine umfassende technische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Beurteilung im Hinblick auf die effektive Markteinführung. Sie sollen Antworten auf Fragen zur Leistungsfähigkeit des Systems sowie dessen Wirtschaftlichkeit geben und potentielle Anwender auf die neue Technologie, das neue Produkt, die neue Organisationsform oder das neue Instrument aufmerksam machen. 

Weitere Informationen:
kgtv.ch

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