Gebäudesysteme

Zutritt mit RFID-Karte

Die RFID-Karte ist eines der verbreitesten Zutrittsmedien und wegen ihrer Flexibilität beliebt. (Bild: Dormakaba)

Wer reinkommt, ist drin

Die moderne Zutrittskontrolle wird immer ausgefeilter. Neben die klassische RFID-Karte als Medium treten biometrische Sensoren und der Zugang via Smartphone. Ebenso wichtig wie die technische Umsetzung ist die saubere Prozessintegration und eine nachvollziehbare Vergabe der Zutrittsrechte.

In der Fernsehserie «Kir Royal» spielt Franz Xaver Kroetz einen Reporter, der mit Argusaugen über die Klatschseite seiner Zeitung wacht. Immer wieder wollen sich Randfiguren neben die Prominenz ins Foto drängen oder zumindest im Text erwähnt und damit «drin» sein. Solchen Verzweiflungstätern bescheidet Kroetz knapp: «Wer reinkommt, ist drin. Sie sind aber nicht drin.»

Dieses Motto eignet sich auch für Zutrittskontrollsysteme. Sie sollen zuverlässig zwischen den Richtigen und den Falschen unterscheiden – denn wer im Gebäude einmal drin ist, ist drin. Wie gelingt es, die hohen technischen und betrieblichen Anforderungen an ein solches System mit optimierten Betriebskosten unter den Hut zu bringen?

Hohe Ansprüche

Moderne Zutrittskontrollsysteme müssen zahlreiche Anforderungen erfüllen. Zuverlässigkeit und reibungslose Funktion sind dabei ebenso wichtig wie eine möglichst intuitive Bedienung und eine gute Skalierbarkeit. Obendrein sollte sich das System auch leicht an geänderte Bedürfnisse anpassen lassen.

«Eine hohe Bedienerfreundlichkeit hat vermutlich grossen Einfluss auf die Zufriedenheit der Kundinnen und Kunden», sagt Andreas Albisser, Produktmanager Access bei der Siemens Schweiz AG. Und Daniel Fischer, Leiter Neue Technologien/Lösungen bei der Dormakaba Schweiz AG, ergänzt: «In den letzten Jahren wurde die Integration des Zuko-Systems in die Prozesse immer wichtiger. Zutritt wird heute als Teil des Gebäudemanagements verstanden. Mit einer sauberen Integration erreicht man tiefere Kosten für die Bewirtschaftung.»

Vielfältige Medien integrieren

Damit ein Zuko-System sinnvoll konzipiert und umgesetzt werden kann, braucht es verschiedene Überlegungen. Zugänge mit hohem Personenaufkommen werden meist mit automatischen Türen ausgestattet.

Für selten genutzte Türen ist eine manuelle Öffnung in Ordnung – allerdings nur, wenn diese auch überwacht werden kann. Wichtig ist zudem, die Personenströme im Gebäude sauber zu lenken und keine unnötigen Barrieren zu schaffen. Wer den Haupteingang für Mitarbeitende passiert hat, sollte sich zum Beispiel nicht mehr für jeden Zugang einzeln ausweisen müssen.

Eine wichtige Rolle spielt dabei das Zutrittsmedium. Als modernes Pendant zum mechanischen Schlüssel haben sich verschiedene Lösungen etabliert:

- RFID-Karten: Die Identifikation via Badge ist schnell und unkompliziert. Gerade bei Zugängen, die von vielen Mitarbeitenden passiert werden, dürften RFID-Karten die schnellste Lösung sein. Kombinationen mit PIN-Eingabe oder einem biometrischen Sensor bringen zusätzliche Sicherheit. Ebenso können die Karten für weitere Funktionen genutzt werden, etwa die Identifikation am PC-Arbeitsplatz oder das Bezahlen im Personalrestaurant.

- Biometrische Sensoren: Bei höheren Sicherheitsanforderungen, oft aber auch aus Komfortgründen, können Menschen anhand ihrer biometrischen Merkmale identifiziert werden. Neben dem klassischen Fingerabdrucksensor gibt es inzwischen auch 3D-Kameras, Iris- und Handvenenscanner.

- Smartphone: Wie einst der klassische Schlüsselbund, wird heute auch das Handy als Zutrittsmedium genutzt. Insbesondere für die Vergabe von temporären Zutrittsrechten ist es sehr gut geeignet. Der «Mobile Access» hat sich zuerst in der Industrie verbreitet und wird nun auch im Wohnbau eingesetzt.

Effiziente Prüfung

Damit die Zutrittskontrolle effizient und sicher ablaufen kann, werden verschiedene Medien respektive Identitätsnachweise kombiniert. Wer sich zum Beispiel mit einer RFID-Karte ausweist, kann seine Identität anschliessend mit einem Fingerabdruck- oder Handvenenscan bestätigen.

Eine solche Zwei-Faktor-Authentifikation bietet mehr Sicherheit und beschleunigt die Verifizierung der Daten. So muss zum Beispiel nur der zur RFID gehörende Fingerabdruck, aber nicht die ganze Fingerabdruck-Datenbank mit 500 Einträgen auf Übereinstimmung geprüft werden.

Nur wenige Gebäude werden stets von denselben Personen benutzt. Damit auch Besucherinnen oder Handwerker Zutritt erhalten, gab es in der analogen Welt meistens eine Bewirtschafterin oder einen Abwart mit einem übergrossen Schlüsselbund. Diese Variante ist heute technisch und personell kaum noch machbar. Gefragt sind deshalb Zutrittsrechte, die ohne Übergabe eines physischen Mediums (Schlüssel, Karte, RFID) gewährt werden können.

Mit «Mobile Access»-Lösungen werden diese Rechte temporär auf ein Smartphone gesendet. So können die «Schlüssel» unabhängig von Ort und Zeit ausgestellt und wieder entzogen werden. Zusätzliches Gewicht gewinnen solche Verfahren wegen der Corona-Pandemie.

Unterschiedliche Lebenszyklen

Im Gebäudemanagement hat sich der Lebenszyklus-Gedanke schon länger durchgesetzt. Nicht mehr die Investitionskosten eines Systems stehen im Vordergrund, sondern seine Betriebskosten über die gesamte Nutzungsdauer. Bei Zuko-Systemen sind die unterschiedlichen Lebenszyklen der Komponenten zu bedenken. Während man bei mechanischen Schlössern von rund 100'000 Öffnungen ausgehen kann, erwartet man bei modernen Offline-Komponenten ungefähr 50'000 Öffnungen, bis die Batterie ersetzt werden muss.

«Bei den Kontrollern rechnen wir mit einer Lebensdauer von ungefähr zehn Jahren. Die Nachfolgemodelle besitzen jeweils erweiterte Funktionen, die Kompatibilität zum System ist aber immer gegeben», sagt Andreas Albisser von Siemens. Bezüglich Software meint Daniel Fischer: «Zu einem modernen Zuko-System gehört ein Software-Wartungsvertrag. Nur mit regelmässigen Updates der Hardware und der Software ist man auf der sicheren Seite.»

Beide Spezialisten geben zu bedenken, dass Software-Sicherheitsprobleme häufig mit der IT-Umgebung des Kunden zusammenhängen. Ein Beispiel dafür ist das Server-Betriebssystem: Wird dieses vom Hersteller nicht mehr aktualisiert, öffnen sich rasch Einfallstore für Angreifer. Deshalb ist eine beständige und sorgfältige Pflege der Software zentral.

Manche Kunden neigen deshalb zu Cloud-Lösungen. Diese haben den Vorteil, dass sämtliche Komponenten zentral und gewissermassen auf Knopfdruck aktualisiert werden  können. Je nach Branche wird die Cloud allerdings nach wie vor als Risiko betrachtet. In diesem Fall müssen die Updates dezentral, quasi von Tür zu Tür, vorgenommen werden.

Praxisbeispiele

Die rund 1400 Mitarbeitenden am Sunrise-Hauptsitz in Zürich sind gleich doppelt mobil: Sie können sich frei zwischen den verschiedenen Stockwerken bewegen und haben nicht-territoriale Arbeitsplätze. Wer morgens im Büro eintrifft, nimmt seine Arbeitsunterlagen aus einem Spind und sucht sich einen freien Platz. Deshalb mussten neben zahlreichen Türen auch über 2000 Schrankschlösser in das Zutrittskontrollsystem integriert werden. Mit SiPass Integrated von Siemens gelang die Aufgabe. Die Zutrittsrechte lassen sich damit zentral regeln, Anpassungen sind jederzeit möglich.

Das «You 52» in St. Gallen bietet Smart Living: Die 54 Appartements  können von Einzelpersonen oder Wohngemeinschaften gemietet werden, auf Wunsch sogar möbliert. Die flexible Lösung funktioniert dank der «Exos 9300»-Lösung mit Mobile Access von Dormakaba. Mit dem Smartphone respektive einem programmierbaren RFID-Schlüsselanhänger als Zutrittsmedium gehören verlorene Schlüssel oder aufwendiger Zylinder-Ersatz der Vergangenheit an. Besuchern können Zutrittsrechte in Echtzeit erteilt werden. Briefkästen und Paketboxen sind ebenfalls ins Zuko-System integriert, was lästige Verzögerungen eliminiert.

Fazit

Wer ein modernes Zuko-System plant, muss viele Punkte berücksichtigen. Wie unterschiedlich die Anforderungen und dazu passende Lösungen sind, zeigen die Praxisbeispiele «Sunrise» und «You52». Unabhängig vom konkreten Projekt gilt: Sicherheit ist Vertrauenssache.