Fassadensysteme

JED Swiss Schlieren Dach

Das Dach des neuen JED-Swiss-Gebäudes in Schlieren. (Foto: Michael Staub)

Steile Vorgaben und präzise Arbeit

Mit dem Projekt «JED» werden zwei frühere ­Druckereigebäude in Schlieren ZH umgebaut. Für die neue Nutzung wird auch die Gebäudehülle angepasst und ertüchtigt. Zu den Highlights gehören ein ungewöhnliches Steildach, luftige ­Arbeitshöhen und sehr lange Lichtbänder.

Bis 2015 betrieb die NZZ AG in Schlieren ihr Druckzentrum. Unmittelbar neben den Geleisen der Strecke Zürich-Olten gelegen, prägte sich das Gebäude vielen Reisenden als markanter Orientierungspunkt ein. 125 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter waren auf dem Areal beschäftigt, pro Tag jagten bis zu 2000 Kilometer Papier durch die drei mächtigen Druckmaschinen. Die grösste von ihnen war die «Evolution 471», 16 Meter hoch und ganze 67 Meter lang.

Doch 2015 war urplötzlich Schluss mit der Schwarzen Kunst. Die NZZ kündigte an, ihre Druckerei zu schliessen und die Zeitung künftig beim Erzrivalen, dem Zürcher Tages-Anzeiger, drucken zu lassen.

Fünf Jahre später deutet nur wenig auf die industrielle Vergangenheit hin. Beim Seiteneingang hat ein altes «NZZ Print»-Schild überlebt, auf einigen Scheiben im Hallenbau ist noch der «Postillon» eingeäzt, der bekannte NZZ-Bote zu Pferd. Im ­Inneren des Gebäudes mit bis zu 18 Metern Raumhöhe ist ein grosszügiges Atrium mit Freitreppen entstanden. Schon bald sollen die ersten Büroflächen bezogen werden.

Auch der Kopfbau an der Zürcherstrasse, das frühere Verwaltungsgebäude der ­Druckerei, hat eine Veränderung durchgemacht. Sein Erdgeschoss wurde zur Gastronomie-Zone umfunktioniert, mit einem Café für entspannte Zusammenkünfte sowie einem Restaurant inklusive Bankettsaal.

Kreative Vielfalt

Das Areal läuft unter dem Namen JED, dem Akronym für «Join, Explore, Dare». Es geht also um Zusammenarbeit, Entdeckergeist und Wagemut – und zwar quer durch alle Branchen. Das Ziel ist, auf dem Areal ­innovationsgetriebene Unternehmen zu versammeln und damit Wissenstransfer und Unternehmertum zu fördern. Die Baubranche ist unter anderem mit der Halter AG vertreten. Die ausführende Totalunternehmung verlegt diesen Herbst ihren Firmensitz in den JED.

Damit sich der Unternehmergeist in den neuen Büro- und Coworking-Flächen ungestört entfalten kann, musste die Gebäudehülle mit umfangreichen ­Massnahmen ertüchtigt werden. Denn Menschen stellen im Gegensatz zu Druckmaschinen relativ hohe Anforderungen an Behaglichkeit und Komfort.

Somit galt es, zahlreiche Dachflächen auf den neusten energetischen Stand zu bringen und gleichzeitig die Vision der Architekten umzusetzen. Diese hielten an den eindrücklichen Strukturen der Industrie­bauten fest, bringen aber viel mehr Licht in die Gebäude.

Neuer ZT

Den höchsten Teil mit 18 Metern Raumhöhe und den «tiefen», neun Meter hohen Teil verbindet ein Steildach mit fast 60 Grad Neigung. Dieses Dach wurde im Zug   der Umbauarbeiten ertüchtigt. Die alte ­Aussenhaut bestand aus bituminös ­abgedichteten Trapezblechen. Darunter befand sich eine 60 Millimeter starke Dämmung aus XPS. «Wir haben diese belassen und nur wo nötig ergänzt», sagt Georg Wiegel, verantwortlicher Projektleiter bei der Mohn & Partner AG.

Das Unternehmen führt beim JED diverse Abdichtungs-, Dach- und Fassadenarbeiten aus. Auf der XPS-Dämmung wurde eine neue Unterkonstruktion mit einer 60 Millimeter starken Glaswolldämmung angebracht. Darauf sind Sandwichpaneele mit 80 Millimetern Kernstärke vom Typ Brucha DP122 montiert. Für die ­Platzierung der grossen Elemente wurde ein Mobilkran benutzt.

«Die zwei Flächen des Steildachs waren mit 300 respektive 600 Quadratmetern sehr gross und nicht gerade eben. Mit unserer Lattung haben wir Differenzen von bis zu acht Zentimetern ausgeschiftet», sagt Wiegel. Vor dem steilen Dach mussten herkömmliche Messverfahren kapitulieren. «60 Grad Neigung in der Flucht auszumessen, ist nicht möglich. Es gibt noch keinen Laser, der das kann», sagt Wiegel.

Deshalb spannte man vertikal von der Dachober- zur Dachunterkante je eine 10 Meter lange Schnur. Zwei weitere Schnüre verbanden die Enden auf den beiden Kanten. Diese beiden Schnüre konnten horizontal ­nivelliert und der Elementstoss damit korrekt ausgerichtet werden.

Aufwendige Belichtung

Auf vier Flachdächern des Gebäude­komplexes hat die Mohn & Partner AG insgesamt  12 Lichtbänder vom Typ «Velux Modular Skylight» montiert. Das längste Lichtband misst respektable 40 x 2 Meter. Die Abmessungen der übrigen Lichtbänder betragen 16 x 2 Meter (3 Stück), 8 x 2 Meter (7 Stück) sowie 4 x 2 Meter (1 Stück). Als Unterkonstruktion dienen massgefertigte «IsoFox»-Elemente von Kambo.

Noch vor dem Aufsetzen der Fenster wurden diese Elemente mit einer Dampfbremse und Brandschutzelementen aus Fermacell ausgerüstet. «Anders ging es nicht», berichtet Georg Wiegel, «wegen der Arbeitshöhen von über zehn Metern konnten wir die Fenster nur mit dem Kran setzen.»

Die Lichtbänder bestehen aus insgesamt 148 Modulen vom Typ Velux Lichtband 5° 16T (1000 x 1800 Millimeter). Das «Velux Modular Skylight» habe die Bauherrschaft von Anfang an überzeugt, sagt André ­Pasteur, Key Account Manager bei Velux: «Der modulare Aufbau war genau das, was dieses Projekt verlangte. Man kann überall dasselbe Fenster verwenden, das vereinfacht die Kalkulation.»

Zudem seien die Bauteile für Lüftung, Sonnen- und Hitzeschutz unauffällig in die Profile integriert. «Zwischen geschlossenen und zu öffnenden Modulen sieht man keinen Unterschied.» Besonders interessant sei das Produkt, das für Neigungen von 5 bis 90 Grad erhältlich ist, wegen seiner sehr guten Material­eigenschaften und überaus einfachen Montage.

Pünktliche Landung

Die Arbeiten an Oberlichtern, Fenster­bändern und Dächern sind schon fast abgeschlossen. Bald werden die instand gesetzten Bauten offiziell an die Mieter übergeben. Dann wird sich das Augenmerk auf den westlichen Rand des Areals richten. Dort lassen Baugespanne erahnen, wie der dritte und letzte Baukörper von JED ­aussehen wird. Aus einem rechteckigen, dreigeschossigen Sockelbau erheben sich drei Kuben.

Das Gebäude wird nach dem «2226»-Konzept von Baumschlager Eberle Architekten erbaut. Das heisst, auch ohne Heizung, Klimatisierung oder mechanische Lüftung soll die Innentemperatur ganz­jährig zwischen 22 und 26 Grad Celsius liegen. Als reines Bürogebäude ist der Neubau damit ein Nachfahre des namensgebenden «2226»-Prototypen in Lustenau AG und des «Energiehauses» in Emmen LU. Die Swiss Prime Site Immobilien AG als Bauherrschaft will damit zeigen, wie das Bauen der Zukunft aussehen könnte.