«Die Digitalisierung sehen wir bei uns als grosse Herausforderung und grosse Chance zugleich»

Bernhard Rinderli, Leiter Marketing und Category Bad von Sanitas Troesch, ist seit Jahrzehnten in der Sanitärbranche bestens vernetzt und kennt den Markt wie kaum ein anderer. Ende Jahr geht er nach 38 Jahren bei Sanitas Troesch in Pension. Sein Nachfolger Thomas Nuesch hat per Juli die Verantwortung für seine Aufgaben übernommen. Im Interview mit dem p+i erzählt Bernhard Rinderli über seine Zeit bei Sanitas Troesch und wie er die Zukunft der Branche sieht.>

Bernhard Rinderli, Sie sind seit 38 Jahren bei Sanitas Troesch und seit 1990 -verantwortlicher Leiter Marketing Bad. Sie haben Sanitas Troesch – insbesondere mit ihren Showrooms und der Eigenmarke Alterna – zum Benchmark gemacht. Was hat Sie am meisten geprägt in all den Jahren und welches waren die Highlights in Ihrem Job?

Ein Highlight, das mich gleichzeitig am meisten geprägt hat, war, als mich die damalige Unternehmensleitung mit 36 Jahren in die Geschäftsleitung berief und mir die Leitung Marketing und Category Bad übergeben wurde. Auf meine Frage, was man von mir erwarte, erhielt ich eine klare Antwort: «Sie müssen der Motor für die Sparte Bad sein.» Und das bin ich bis heute geblieben.

«Ein Highlight, das mich gleichzeitig am meisten geprägt hat, war, als mich die damalige Unternehmensleitung mit 36 Jahren in die Geschäftsleitung berief und mir die Leitung Marketing und Category Bad übergeben wurde.»

Was waren und sind heute die grössten Herausforderungen für Sie im Marketing?

Zum einen ist da das permanente, schnelle Reagieren auf das Marktgeschehen – und heute vor allem die Differenzierung im Markt; dann eine stetige Innovation und hohe Kontinuität und Konstanz im Auftritt und in der Marktleistung zu gewährleisten. Die Steigerung der Produktivität und die Digitalisierung – das sind die grössten Herausforderungen heute.

Wie sind Ihre Antworten darauf?

Der wesentliche Erfolgsfaktor heisst für mich Kontinuität: auch in der Organisation und beim Personal: die besten Mitarbeiter, die besten Showrooms, das beste Angebot und die beste Logistik – das ist unser Ziel.

Wir möchten in der Schweiz der beste, angesehenste und innovativste Anbieter von Bädern sein. Unsere Ausstellungen sind ein Ort der Begegnung für alle, die mit Bädern zu tun haben. Dazu gehören auch alle -unsere Dienstleistungen und die Kommunikation über und zu unserem Angebot. Auch hier wollen wir die Besten sein und innovative, neue Wege gehen.

Was zeichnet die Showrooms von Sanitas Troesch aus?

Es ist wohl die gesamte Professionalität, die daraus spricht: vom Konzept der Ausstellungen bis zur Beratung. Unsere Showrooms sind nach Segmenten aufgebaut, bieten einfache Orientierung und eine informative Übersicht. Die Ausstellungen werden durch unsere beiden eigenen Innenarchitektinnen entworfen und entsprechen stets den aktuellen Einrichtungstrends – damit werden sie zur Inspirationsquelle und bieten eine -aussergewöhnliche Ideenvielfalt für Bauherren wie für Planer. Ein weiteres Plus ist die hohe Aktualität der gezeigten Produkte.

Wie unterscheidet sich Ihr Angebot von anderen?

Die international führenden Markenhersteller gehören zu unserem Angebot – wie dies auch bei unseren Mitbewerbern der Fall ist. Die Differenzierung liegt in der vielfach jahrzehntelangen, exklusiven Zusammenarbeit und starken Partnerschaft mit innovativen Herstellern wie zum Beispiel Catalano und, ganz entscheidend, in der erfolgreichen Eigenmarke Alterna, die wir seit 2010 führen. Vorher sind wir mit unserem eigenen Brand gefahren. Mit Alterna geht es uns nicht um einzelne Produkte, sondern um das Bad als Ganzes, um das Bad als Wohlfühlraum. Unter diesem Ansatz bietet Alterna nach dem Grundsatz «Mix and Match» individuelle Einrichtungslösungen für alle Budgetbereiche.

«Alterna ist ein Erfolgs-programm – insbesondere auch für unsere Partner, die Installateure, die damit ein klares Ass ausspielen können.»

Dazu kommt die hohe Designqualität der Programme: Ganz bewusst arbeiten wir bei der Entwicklung eigener Programmlinien mit renommierten Designern zusammen wie Hannes Wettstein, der 2005 die Programmlinie Neo entwickelt hat, oder Stephan Hürlemann, der für Alterna Burani verantwortlich zeichnet. Wir entwickeln Produkte zusammen mit Architekten – und ganz aktuell mit den Interior-Designerinnen Iria Degen aus der Schweiz und Michaela Weisskirchner--Barfod aus Dänemark, die mit nordischer Schlichtheit begeistert. Alterna ist ein Erfolgsprogramm – insbesondere auch für unsere Partner, die Installateure, die damit ein klares Ass ausspielen können. Denn gerade sie können sich mit diesen ausgezeichneten Programmen und dem cleveren Konzept im Markt beim Endkunden differenzieren, da diese Programme exklusiv bei Sanitas Troesch erhältlich sind und über den Installateur-Partner verkauft werden.

«Ganz bewusst arbeiten wir bei der Entwicklung eigener Programmlinien mit renommierten Designern zusammen.»

Was hat den Sanitärmarkt in den letzten Jahren massgeblich verändert?

Einmal hat sich die Welt des Bades verändert: Neuer Stellenwert des Wohnens, das Zuhause als Rückzugsort, die Einrichtung als Statement – all dies hat auch die Welt und Einrichtung des Bades erfasst und einem kompletten Wandel unterzogen. Wellness und Well-being heissen die Megatrends und das bringt logischerweise auch den Wunsch nach Schaffung privater Erholungsräume zu Hause mit sich. Dabei steht alles unter dem Zeichen zunehmender Individualisierung: Standardlösungen haben da nur noch Chancen, wenn sie ausbaufähig und flexibel und offen für neue Kundenbedürfnisse und -ansprüche sind. Ebenfalls hat sich das Angebot des Marktes verändert. Die Gesamteinrichtung des Bades weist eine neue Designqualität auf: Von Waschtisch, WC und Badewanne bis zu Möbeln, Armaturen, Betätigungsplatten, Spiegelschränken und Licht haben namhafte Designer das Bad völlig durchgestaltet. Ermöglicht haben dies insbesondere auch neue Materialentwicklungen/-innovationen. Das Angebot und damit die Auswahl für den Endkunden – «Qual der Wahl» – hat sich massiv ausgeweitet.

Schliesslich hat sich auch der Sanitärmarkt selber – Konzentration im Grosshandel – stark verändert: Vor 30 Jahren waren noch etwa 20 eigenständige Grosshändler am Markt, heute ist es gerade mal noch eine Handvoll. Der Wettbewerb ist härter geworden, auch durch neue Anbieter: Detailhändler, Baumärkte, grenznahe Grosshändler und internationale Online-Händler wie Reuters. Und der dreistufige Fachhandel ist wesentlich mehr Druck und Wettbewerb ausgesetzt.

Was kommt als nächstes – welches werden die grössten Herausforderungen in der Zukunft sein?

Ganz klar die Digitalisierung: Sie ist ein grosses Thema, und wir sind mit unserem e-Shop gut gestartet. Mein interner Nachfolger Thomas Nuesch hat bereits weitere vielversprechende digitale Projekte in der Pipeline. Die grösste Herausforderung liegt darin, die Geschäftsbeziehungen und Transaktionen zwischen uns und unseren Kunden zu vereinfachen, Schnittstellen abzubauen und die Produktivität zu erhöhen.

Neue Technologien bieten auch viele interessante Entwicklungschancen für unsere Showrooms und unsere Beratungsqualität. Insgesamt gilt es auch in diesem Bereich schneller, effizienter und noch besser zu werden. Die Digitalisierung sehen wir bei uns als grosse Herausforderung und grosse Chance zugleich.

Sie gehen Ende Jahr in Pension. Was bereuen Sie am meisten und welches war das tollste Erlebnis oder der grösste Moment in all den Jahren in der Sanitärbranche?

Das tollste Erlebnis war, als ich Tina Turner in unserem Showroom getroffen habe und gleich auf sie zugegangen bin, um sie nach ihren Wünschen zu fragen. Das gewünschte Badmöbel haben wir ihr direkt ab Ausstellung am nächsten Tag geliefert – am meisten bereut hätte ich sicher, wenn ich sie nicht zufällig dort gesehen hätte!

Weitere Informationen:
sanitastroesch.ch
kuechenexpress.ch

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