Wärmetechnik

Martin Wolf, dipl. Techniker HF Heizung, Leiter Heizung/Kälte bei Hälg: «Ein Wunsch an die Lieferanten wäre eine nachhaltigere Lösung anstelle der Einwegfüllpatronen, die nach Gebrauch entsorgt werden.» (Bild: zVg)

Interview mit Martin Wolf, Hälg

«Die Richtlinie ist in der Branche heute Standard»

10 Jahre ist es her, seit die SWKI BT 102-01 in Kraft getreten ist. Das war zunächst eine echte Herausforderung für die Branche und benötigte auch die richtigen Ausbildungstools für die Aus- und Weiterbildung. Im Gespräch erklärt Martin Wolf, Leiter Heizung/Kälte bei Hälg, wie sich die Richtlinie bewährt hat, wie das in der Praxis angewendet wird und was sich geändert hat bis heute.

Martin Wolf, die revidierte Richtlinie SWKI BT102-01 ist seit etwas mehr als 10 Jahren in Kraft. Wie blickt man bei Hälg auf diese Zeit zurück?

Der Start war wie gewohnt immer etwas schwierig, bis man allen Projektleitern und Installateuren den Sachverhalt verständlich erklären und die gewohnten Abläufe ändern konnte. Unterdessen ist die Richtlinie bei allen bekannt und standardisiert.

Wo boten sich für Hälg die grössten Chancen bzw. Herausforderungen bei der Umsetzung der Richtlinie?

Chancen hatten wir leider keine, aber Herausforderungen genügend. Anfangs fehlten in vielen Ausschreibungen die Anforderungen an die Wasserqualität, so dass nicht alle Marktbegleiter die Aufwendungen hineinrechneten, und wir entsprechend in den Kosten teurer waren. Die grösseren Mehrkosten entstehen jedoch bei der Zeit, welche durch den längeren Füllprozess benötigt wird. Dies bedeutet auch, dass bei grösseren Anlagen der Montageablauf so disponiert ist, dass Teilbereiche vorgängig gefüllt werden können oder dass mehr Montagepersonal eingesetzt werden muss.

Eine weitere Herausforderung liegt darin, dass die Richtlinie lediglich die Mindestanforderungen des Wassers definiert. Eine Verschärfung an die Qualität kann durch die Hersteller der einzelnen Komponenten verlangt werden. Diese Anforderungen müssen durchgehend bis zum Installateur kommuniziert und anschliessend auf der Anlage dokumentiert sein. Auch auf den Anlagen müssen nach Fertigstellung Nachfülleinheiten vorhanden sein, um geringe Wassermengen in der geforderten Qualität einspeisen zu können.

Wie sichern Sie ab, dass jeder Installateur weiss, welche Werte bei der Wasserqualität eingehalten werden müssen?

Die geforderten Parameter gemäss der Richtlinie SWKI BT102-01 an das Füllwasser ist den Installateuren bekannt und in den Montageunterlagen abgelegt. Spezielle Anforderungen von den Herstellern werden noch zusätzlich kommuniziert.

Des Weiteren sind unsere Fülleinrichtungen mit Messinstrumenten ausgerüstet, die bei einer ungenügenden Qualität das Signal von Grün auf Rot wechseln. Auch die Wasserqualität wird laufend mittels Messgeräte überprüft.

Heute ist die Richtlinie Standard in der Branche. Wie sehen Sie das?

Wie bereits erwähnt ist aus meiner Sicht die Richtlinie in der Branche Standard. Die Schwierigkeiten liegen jedoch beim Anlagebetreiber, weil nach der Übergabe die Anlage in seine Verantwortung übergeht. Die Wasserqualität sollte zwingend jedes Jahr geprüft und analysiert werden, da sich die Qualität des Umlaufwassers verändern kann. Sollte sich diese in einen schlechten Bereich verändern, kann dies zu Korrosionsschäden in der Anlage führen. Am einfachsten ist es, wenn der Bauherr die Wasseranalyse im Wartungsangebot enthalten hat. Somit übergibt er die Verantwortung wieder dem Installateur.

Was würde sich Hälg vom Schweizerischen Verein von Gebäudetechnik-Ingenieuren SWKI wünschen?

Die Anforderungen, die von der SWKI bezüglich dieser Richtlinie gestellt sind, sind klar und verständlich. Wir hätten jedoch den Wunsch an die Fachingenieure, dass sie bei der Erstellung der Ausschreibungen sämtliche Angaben aufführen, sodass alle Installateure die gleiche Basis haben: Wasserinhalt der Anlage, Wasserqualität vor Ort oder die der bestehenden Anlage bei einer Sanierung, Protokollierung des Füll- und Umlaufwassers.

Was wünscht sich Hälg von den Lieferanten von Geräten zum Umsetzen der Richtlinie?

Die auf dem Markt verfügbaren Wasseraufbereitungsanlagen sind einfach in der Handhabung und richtig angewandt mit einer Messeinrichtung kann man die Richtlinie problemlos erfüllen. Ein Wunsch an die Lieferanten wäre eine nachhaltigere Lösung anstelle der Einwegfüllpatronen, die nach Gebrauch entsorgt werden.

Die Installations-Branche vergibt seit Jahren vermehrt Leistungen an Drittfirmen. Gibt es eine Erklärung dafür, warum das so ist?

Wasseraufbereitungsanlagen, die nicht in ständiger Benutzung sind, oder nicht immer von denselben Personen genutzt werden, sind störungsanfällig. Ein weiterer Grund ist, dass durch die Vergabe an eine spezialisierte Firma die Verantwortung für die richtige Wasserqualität übergeben werden kann. Teilweise werden auch Wasseranalysen nur von Drittfirmen akzeptiert.

Die Auslagerung von Leistungen an Drittfirmen birgt die Gefahr von Know-How-Verlust in der eigenen Firma. Wie geht Hälg damit um?

Da wir nicht bei allen Anlagen die Wasseraufbereitung auslagern und wir die Drittfirmen auf den Anlagen einweisen und begleiten müssen, bleiben wir stetig am Ball. Es ergibt sich eher ein Vorteil, da wir von den Spezialisten profitieren können. Des Weiteren absolvieren unsere Mitarbeiter externe und interne Weiterbildungen und Kurse.

Was hat sich durch die Richtlinie schliesslich geändert in den letzten 10 Jahren?

Wie bereits erwähnt, muss der Anlagenfüllung genügend Beachtung geschenkt und das Konzept frühzeitiger geklärt und organisiert werden.

Wie ist Ihr Ausblick in die Zukunft? Hälg wächst ja kontinuierlich.

Bis die Energiestrategie 2050 des Bundes umgesetzt ist, müssen noch etliche Heizungsanlagen auf erneuerbare Energien umgebaut werden. Dies gibt sicherlich eine gute Grundauslastung für uns und viele in unserer Branche. Auch mit einem grossen Teil unseres Portfolios wie Heizung, Lüftung, Klima, Kälte, Sanitär decken wir viele Grundbedürfnisse des Menschen ab, was uns für die Zukunft gute Aussichten bringt.

Wie von Ihnen bemerkt wächst Hälg kontinuierlich. Dies ist für unseren langfristigen Unternehmenserfolg, welchen wir im Leitbild pflegen, notwendig.